Ich muss da noch vieles Ausbessern, aber das ist mal der erste Entwurf vom ersten Kapitel:
1.Kapitel: Alice
"Bücher
sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen."
Francis Bacon
Ich blickte
durch das Glas hoch zum sternenlosen dunklen Himmel.
Keine
kleinen leuchtenden Punkte.
Keine
Bilder, gemalt aus Unerreichbarkeit.
Nur ein
strak verschwommener Mond in einem Meer aus Schwärze.
Ich wandte
mich von dem Anblick ab und legte mich auf die Seite in meinem Bett.
Ich hatte es
schon vor einer Stunde aufgegeben einzuschlafen, meine Gedanken hielten mich
einfach die ganze Zeit wach.
All die
Geschichten einer früheren Welt gingen mir durch den Kopf und die
Vorstellungen, wie es damals wohl war, ließen mich nicht los.
„Verdammte
Scheiße, Alice! Konzentrier dich gefälligst mit auf Gegenwart und die Zukunft
und nicht mit dem, was du nie ändern und wo du nicht zurück kehren kannst! Leg
deine Bemühungen in die Schule…“ beschimpfte ich mich, doch ich brach ab. Das
hatte keinen Sinn! Meine Vernünftige Stimme hatte nie wirklich gute Argumente
gebracht, was man am Grund „Schule“
merkte.
So lag ich
immer noch im Bett und grübelte vor mich hin, wie es nur so weit kommen konnte.
Es war
einfach deprimierend, von Funklenden Schätzen am Himmel in vergilbten Seiten zu
lesen, aber nie welche sehen zu können.
Und das war
auch nur das schlechteste Beispiel.
Es gab so
viele Sachen, die im Laufe der Geschichte eine andere Wendung genommen haben
und uns nun zu dieser Situation gebracht haben.
All die
Geschichten kamen mir so konfus als auch wunderbar vor.
Wie in
diesem Buch „Alice im Wunderland“.
Alles seltsam
und fremd und doch vertraut. Alles so komisch und doch logisch in sich.
Alles falsch
und verdreht und doch nicht auf dem Kopf
gestellt.
Ein
Wunderland.
Doch ich war
nicht diese Alice, das kleine naive Mädchen mit den blonden Haaren.
Ich kam zwar
auch aus sehr reichen Verhältnissen wohnte und wir besaßen denselben Namen, aber das war‘s dann auch schon.
Manchmal
wünschte ich mir mit der Kleinen tauschen zu können. Dort war alles so bunt und
hier war jeder Fleckt trist und grau.
Es erinnerte mich an Haferschleim.
Diese
eklige, … Stopp! Nein ich würde jetzt nicht diesen Gedankenstrang weiter
verfolgen, sonst endete das ganze wieder bei etwas ganz anderem und ich würde
nie einschlafen.
Ich drehte mich
zu meiner Digitaluhr und wunderte mich nicht über die dort stehenden neongrünen
Ziffern.
4:25
Na toll!
Also die erste Stunde konnte ich ja schon mal gleich vergessen.
Wieso konnte
ich nicht endlich einschlafen?
Das war mir
jetzt zu viel. Wenn ich schon meine kostbare Zeit fürs Schlafen verbrauchte,
dann konnte ich sie wenigstens dazu benutzen,
endlich mal wieder zum Lesen zu kommen.
Ich schlug
meine Bettdecke weg und stand auf.
Meiner
Freundin Leslie wäre jetzt bestimmt aufgefallen, dass meine rote Pyjamahose
überhaupt nicht zu meinem grünen Top passte.
Mir war so
etwas immer total egal.
Ich tapste mit
nackten Füßen auf dem kalten Boden zu meinem großen Regal und stand ehrfürchtig
davor.
Das Regal an
sich, war sehr modern. Es bestand aus einer Art Glasersatz, das im Gegensatz zu
Plastik viel stabiler und recycle barer war.
Innen waren
meine wertvollen Bücher.
Zu diesen
Zeiten waren Papierbücher, die wirklich gebunden waren, eine Rarität und eine kostspielige
Angelegenheit.
Mein Vater
jedoch konnte sich als Millionär diese Bücher leisten, sodass ich im Gegensatz
zu allen anderen keine Elektronischen Bücher sondern echte las.
Ich schloss
die Vitrine auf und zog schnell eins der Bücher aus dem Regal ehe ich Tür
wieder schloss.
Ich sah auf
meine zufällige Wahl.
„Alice im
Wunderland“, was für ein Zufall. Ein Seufzen entglitt mir, doch ich ging zurück
ins Bett setze mich an den Rand, sodass ich mein Rücken gegen das Glas lehnte.
Mein Blick
huschte schnell über die Stadt draußen, aber ich sagte mir ich solle mir keine
Sorgen machen.
Ich hatte
dieses Zimmer jetzt schon seit 11 Jahren und immer noch hatte ich das Gefühl,
jeder könnte mich durch die metergroße Scheibe hindurch sehen.
Nur mein
Verstand wusste, dass sie von außen Verspiegelt war.
Ich wandte mich
davon ab und widmete mich dem Buch in meinen Händen.
Ein
dröhnendes Geräusch drang in mein Bewusstsein. Schrill und schrecklich.
Ich wollte
davor davon laufen, doch es ging nicht. Es wurde immer lauter.
Nistete sich
in meinen Kopf ein, umklammerte meinen Schädel mit einer eisernen Hand und ließ
nicht mehr los.
Ich konnte
dem Geräusch nicht entfliehen.
Doch was war
es denn überhaupt?
Ein kleines
Wort schloss plötzlich durch meinen Kopf.
…Wecker…
Ich schlug
meine Augen auf und fand mich in meinem Zimmer wieder.
Grelles
Licht, das durch meine Glaswand in mein Zimmer trat, durchflutete das Zimmer.
Ich legte
meinen Kopf schräg und entdeckte den Störenfried.
Ich kniff
meine Augen zusammen und lieferte mir einen Kampf mit meinem Wecker, doch als
er nach Minuten immer noch nicht verstummte, gab ich auf.
Er hatte
gewonnen, ich musste aufstehen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Ich sah an
mich herunter und entdeckte das aufgeschlagene Buch auf mir liegen.
Ich nahm es
in die Hand und sah, dass ich keine 10 Seiten geschafft hatte, bis ich dann
doch endlich eingeschlafen bin.
Ich schlug
es zu und stand langsam auf.
Mein Kopf
tat mir weh, wahrscheinlich verursacht, durch die unangenehme Position, in der
ich gelegen beziehungsweise gesessen war.
Ich
schlurfte zum Wecker und schaltete das Biest aus und trotzdem verhöhnte es
mich.
Halb Sieben
zeigte es an und die Vorahnung, dass ich auch heute zu spät in der Schule
auftauchen würde, verankerte sich in meinem Kopf.
Trotzdem
hatte ich wirklich keine Lust, mir noch den Stress anzutun.
Ich zog
meine Uniform an und machte mich im Bad
fertig.
Ein Blick im
Spiegel verriet mir, dass jedes Make-up der Welt nie meine dunklen Augenringe
vertuschen würde.
Wie die
Vorschrift es verlangte, band ich mein Haar hinten zu einem Knoten zusammen,
doch aus Trotz zog ich links und rechts mehrere Strähnen heraus, die
widerspenstig in mein Gesicht fielen.
Ich stattete
der Küche einen letzten Besuch ab, ehe ich mit einem Brötchen in der einen
Hand, einer Flasche Wasser in der anderen und meinen Rucksack an einer Schulter
baumelnd in den Aufzug stampfte.
Ich drückte
mit meinem kleinen Finger die Taste 32 und hoffte, Leslie war noch nicht zu
Schule gegangen.
Jedes Mal
ließ ich meinem Blick durch die drei Gläsernen Wände über die Stadt schweifen,
solange nicht die anderen Hochhäuser mir den Weg versperrten, was immer zu früh
der Fall war.
Drei
Sekunden staunen und danach packte ich meine Sachen in meine Tasche und kümmerte
mich nicht mehr um die vorbeihuschenden Fenster draußen.
Als der
Aufzug stoppte sah ich auf, doch die Türen öffneten sich nicht.
Leslie war
schon gegangen.
Mit
gleichgültiger Mine berührte die Taste für das Erdgeschoss und schoss nach
unten.
Dort
angekommen machte ich mich schließlich auf den Weg um zur „Lehranstalt mit den besten Akademischen
Möglichkeiten.“
Ich hasste diesen Namen. Eigentlich hasste
ich das ganze Gebäude.
Es war nicht die Tatsache, dass ich Schule
nicht mochte.
Ich
wollte etwas lernen um später gebildet zu sein, vor knapp einem Jahr ging ich
liebend gern dorthin. Doch das alles war eine Lüge.
Ich stampfte weiter durch die engen Gassen
hindurch.
Ich sah an den hohen Wänden hinauf, versuchte
die Spitze auszumachen.
Mir schien es jedes Mal, dass die
Wolkenkratzer darum kämpften, die Atmosphäre als erstes zu durchbrechen.
Windungen und Abzweigungen entlang führten
mich zu meinem Ziel.
Die Schule war eins der wenigen Gebäude, die
solch einen großen Platz beanspruchen durfte, auf dem klein Haus oder ähnliches
Stand.
Kleine Fliesen bildeten einen großen Kreis,
der umgeben von vielen Hochhäusern war, und zu einem gigantischen Glashaus
hinführte.
Unsere Schule.
Sie war groß und imposant. Sie blendete
einen, wenn man zu ihr hochsah. Sie war wunderschön.
Von außen, aber innen war sie wie ein
Gefängnis.
Ich hielt an. Ich stand am Rand des Kreises,
des Sonnensystems der Schule.
Sollte ich weiter gehen? Oder lieber
schwänzen. Ich sah auf meine Uhr. Ich war eh schon volle fünfzehn Minuten zu
spät dran. Wenn ich jetzt bei Herr
Wilter in die Stunde hinein platze, würde ich einen Anschiss bekommen, dass es
jeder Schüler hier mitbekam.
Oder ich ging durch die Stadt und machte mir
einen schönen Tag.
Doch Vater würde das mitbekommen und dann
bekam ich irgendeine Strafe aufgebrummt, die nicht so mild war wie letzes Mal.
Seit ein paar Wochen machte ich das viel zu oft.
Ich blieb immer genau hier stehen und
entschied mich für eine Möglichkeit.
Wenn ich meinem Willen folgte, erlebte ich
jedes Mal etwas anderes.
Das letzte Mal hatte ich sogar jemanden
kennen gelernt. Er war nett und wir haben uns gut verstanden. Sollte ich wieder
zu ihm gehen? Ich wusste, dass das gefährlich ist. Ich kannte ihn nicht und
viele Jugendliche brachen die neuen Gesetze.
Er brach schließlich auch schon ein Gesetz,
indem er die Schule schwänzte.
Genauso wie ich.
Meine Neugier packte mich und flüsterte mir
zu ich sollte herausfinde, was er machen würde.
Ich ließ in einen Augenblick in meinem Kopf
herum fliegen und machte schon einen Schritt zurück.
Doch meine Vernunft war dieses eine Mal stärker.
Am besten war es, ich sah ihn nie wieder.
Schule zu schwänzen war eine Sache, sich auf
einen Fremden einzulassen eine ganz andere.
Ich rückte meinen Rucksack zurecht und betrat
das Gelände.
Zügig eilte ich auf den Eingang zu, doch zwei
Meter davor blieb ich stehen.
Ein letztes Mal sah ich zurück.
„Lauf,
Alice!“, wisperte eine leise Stimme in meinem Kopf doch ich schüttelte den
Kopf.
Es war nur richtig in den Unterricht zu
gehen. Wenn ich davon fernblieb schadete ich nicht nur mir, sondern auch meinem
Vater und seinem Ruf.
Ich legte den Kopf in den Nacken und seufzte
noch einmal laut aus.
Dann ging ich einen Schritt vor, die Türen
öffneten sich automatisch und ich lief zu meinem Klassenzimmer, wo Herr Wilter
nur darauf wartete, mich vor der Klasse bloß zu stellen.